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Ontario: Vater hinterfragt Legalität der Strategie der Schulleitung gegen Islamfeindlichkeit

11:38 - June 26, 2023
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OTTAWA (IQNA) – Ein Schüler in Ontario, Kanada, war in der Klasse aufgrund dessen, dass er ein Muslim ist, ausgegrenzt und bei dem Wiedereintreten der Lehrerin noch einmal zum Opfer gemacht worden.

Ein Vater aus Ontario fragt Monate, nachdem sein Sohn von einem Lehrer während des Unterrichts, in welchem rassistische Komiks gezeigt worden waren, ausgeschlossen worden war, nach der Rechtmäßigkeit der Strategie gegen Islamfeindlichkeit der Schulleitung.

Während des Unterrichts im Januar hatte der Gymnasiallehrer in der Region Peel, zu der die in der Nähe von Toronto gelegenen Städte Mississauga und Brampton gehören, zwei Karrikaturen aus der umstrittenen französischen Zeitschrift Charlie Hebdo internationalen Fachhochschulstudenten als ein Teil eines Moduls über Zensur gezeigt.

Ohne auf die stereotype Natur der Komiks, welche auf Muslime, Juden und Schwarze gerichtet war, einzugehen, hatte die Lehrerin das Charlie Hebdo-Massaker im Jahr 2015, bei dem das Büro der Zeitschrift von zwei mit Al-Qaida in Verbindung stehen Mitgliedern, die zwölf Menschen getötet hatten, angegriffen worden war, diskutiert.

Die Lehrerin habe dann angeblich den Schüler- nach dem Vater der einzige Muslim in der Klasse- aufgerufen und gefragt, ob er die Bilder offensiv fände, woraufhin er mit „ja“ geantwortet habe. Durch ihre Art zu fragen wollte sie die Ansicht des Schülers über das Massaker erfahren.

Rahim Kassam, der Vater des Schülers, sagte in einem Interview mit CBC News: „Ich hatte fast eine Traurigkeit und Hilflosigkeit verspürt, weil ich ihn nicht wie nach einer Sportverletzung in der Schule in ein Krankenhaus bringen konnte. Das war etwas, das einen mentalen Einfluss hatte. Das ist nicht etwas, das ich von ihm fortjagen konnte.“

Die Lehrerin war im Januar für drei Monate suspendiert worden und kehrte im April in den Schuldienst zurück.

Ein Sprecher der Schulverwaltung vom Peel-Distrikt hatte CBC News in einem Bericht mitgeteilt, dass die Lehrerin nach einer gründlichen Untersuchung, bei der die Aussagen des betroffenen Schülers, seiner Eltern, Gemeindemitglieder und anderer Schüler berücksichtigt worden war, durch progressive Disziplin für verantwortlich gehalten wurde.

Der Sprecher sagte, dass die Schulleitung ihrer anti-islamfeindlichen Strategie verpflichtet sei und zusätzliche Maßnahmen, Arrangements und Unterstützung waren sofort angeboten und eingeleitet worden, um das Wohlbefinden des Schülers in der Schule zu unterstützen.

Der Vorfall hatte sich im selben Monat ereignet, als die anti-islamfeindliche Strategie der Schulleitung – die einzige distriktweite Regelung in Kanada – eingeführt worden war, bei der ein Teil darin besteht, dass Lehrer trainiert werden, ihre eigene Voreingenommenheit aufzudecken.

Kassam hatte sich im Januar nach dem Vorfall mit dem Schulleiter getroffen. Bei dem zweiten Treffen hatte der Schulleiter zugegeben, dass während des Vorfalls im Klassenzimmer Islamfeindlichkeit und Rassismus gegen Schwarze vorgefallen sei.

Ein Experte sagre, dass solche Vorfälle damit enden, was der Lehrer beabsichtigt hatte.

Naved Bakali, ein Professor der Universität Windsor, sagte, dass Lehrer einen Schüler, der einer bestimmten Gesellschaft angehöre, herausrufen könnten, weil sie dadurch eine Idee oder einen Einblick erhalten können, der der Klasse Nutzen bringt.

Bakali sagte CBC News: „Es kann sein, dass der Lehrer dies mit einer guten Absicht in die Klasse gebracht hatte, aber die Vorgehensweise ließ fälschlicherweise vermuten, dass es da eine gleichgemachte Stimme über dieses Problem von einer gewissen Gesellschaft gebe, weshalb Training notwendig ist. Es gibt viele Schüler, die nicht in einer Position sein wollen, wo sie diese repräsentative Stimme sein müssen.“

 

Strategie schließt Training der Feinfühligkeit mit ein

An der Gegen-Islamfeindlichkeitsstrategie der Schulleitung von Peel Distrikt war seit über zwei Jahren gearbeitet worden, bevor sie im Januar eingesetzt worden war.

Die Leitung hatte eine Bewegung genehmigt, die im September 2021 angefangen hatte, die Strategie mit dem Ziel zu entwickeln, dass sich muslimische Schüler und Lehrer nach einer Reihe von Hassverbrechen gegen Gemeinden in Kanada im Klassenraum sicherer fühlen.

Damals hatten Gemeindevorsteher gesagt, dass der Plan, um effektiv zu sein, sich auf Schülerstimmen konzentrieren und unter anderen eine Überarbeitung des Lehrplans enthalten müsse.

Eine der Hauptsäulen, die in der Strategie hervorgehoben worden waren, war das alljährliche, verpflichtende Anti-Islamfeindlichkeitstraining für alle Mitglieder des Kollegiums. Die Schulverwaltung für das Distrikt Toronto hatte im April durch Wahl entschieden, eine ähnliche Verordnung aufzustellen.

Bakali sagte, dass das Sensibilitätstraining für Lehrer hilfreich gewesen sein würde, aber ein Gespräch mit Gemeindemitgliedern oder mit den betroffenen Familien wäre eine bessere Herangehensweise gewesen, um gegen Missverständnisse und Ignoranz zu kämpfen. Er sagte: „Ich denke, dass es dies ist, was wirklich im Schulungsraum fehlt. Man kann all diese Arten von professioneller Entwicklung haben, aber wenn man nicht im Großen Verbindungen zu der Gemeinde knüpft, mit Gemeindemitgliedern, die typischerweise innerhalb des Erziehungsraums zum Schweigen gebracht werden oder sich fühlen, als ob sie nicht hierher gehörten, bleiben die Schranken weiterhin bestehen.“

Während Kassam sagte, dass er denke, dass die Strategie ein effektiver Weg sein könnte, um Erzieher über den Islam zu unterrichten, sagte er, dass er nicht davon überzeugt sei, dass die Schulleitung ihre eigene Strategie ernstnehme: „Denn die Art, wie mit ihr bis jetzt umgegangen war, ließ mich fühlen, dass sie einfach weggedrückt worden war – als ob sie einfach nur auf Papier geschrieben worden sei- oder etwa nicht? Ich wette, wenn man sie befolgt hätte, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation.“

Obwohl die Peel – Region die größte ethnische und religiöse Vielfalt in Kanada aufweist, ist sie nicht von einem störenden Muster antimuslimischer Gewalt, das sich in den letzten in Kanada ausgebreitet hatte, ausgespart geblieben.

2019 war die Schulleitung selbst von dem Bildungsministerium unter Aufsicht gestellt worden, nachdem sie wegen Rassismus gegen Schwarze innerhalb der Schulen beschuldigt worden war. Der eingesetzte Überprüfer hatte seine Amtszeit im Januar beendet und in einem Brief an den Minister geschrieben, dass die Schulleitung wieder selbständig sei.

Nokha Dakroub, ein Elternteil eines Peel-Schülers und früheres Mitglied des Schulausschusses, das Bewegung gegen Islamfeindlichkeit vorangetrieben hatte, hatte CBC News gesagt, dass die Strategie dazu gedacht sei, Lehrer und Schüler zu bilden und die Identität der Schüler zu stärken. Sie sagte: „Ich entschuldige mich, aber Charlie Hebdo Komiks stärken niemandes Identität. Sie bewirken das Gegenteil. Alles, was in diesem Fall passiert war, geht gegen die Anti-Islamfeindlichkeitsstrategie. Die Legitimität der ganzen Arbeit, die wir bis zu diesem Punkt getan haben, wird unter Frage gestellt.“

Kassam sagte, dass als die Lehrerin in die Schule zurückkam, der Direktor seinem Sohn gesagt hätte, dass die Lehrerin mit ihm keinen Blickkontakt aufnehmen würde und dass auch er nicht sie anschauen solle. Ihm wurde zudem gesagt, dass er das Klassenzimer 15 Minuten früher verlassen solle, um eine Begegnung mit ihr in den Gängen zu vermeiden.

Kassam sagte: „Er sagte etwas zu mir, das mich nach allem, ws passiert war, betroffen machte. Er sagte: ,Jetzt werde ich wie ein Bürger zweiter Klasse behandelt.‘“

Dakroub sagte, dass es wichitig sei, Lehrer zu trainieren, dass sie ernsthafter mit Fanatismus umgehen oder schauen, ob sie nicht selbst voreingenommen sind. Aber das Wichtigste ist, dass es eine institutionelle Verlässlichkeit gebe: „Wenn es einen Sinn dafür gibt, dass es wirklich nichts ausmacht und Leute (...) größere Fehler machen können und sich dabei wohl fühlen und, wie sei sagen, mit einem Klaps auf die Hand davonkommen, wird sich nichts ändern.“

Quelle: cbc.ca

 

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